Die Ethik in der Architektur 9
Weiters bedeutet das, dass der Planende ein Einfühlungsvermögen haben muss, dass ihm befähigt behagliche Räume zu planen. Genau diese Empathie ist in der Planung aufzubringen, wenn Architekten daran geht ihre Ideen umzusetzen, im vollen Bewusstsein, dass diese Ideen selbst zum Politikum werden können, wie es, bei dem von Hans Hollein geplanten Haas-Haus, der Fall war. Wobei hier nicht die Frage nach der Tragkonstruktion oder der Fassade von Interesse ist, sondern jegliche Resonanz der damaligen Diskussion. Denn diese zeigt eines ganz deutlich, die Gesinnung, die in jeden Einzelnen und in der Gesellschaft wohnt, und diese wird im Erschaffen neuer Räume seinen Niederschlag finden. Mitscherlich meinte dazu in seinem Pamphlet es ist verständlich, warum unsere Städte, unsere Wohnungen Produkte der Phantasielosigkeit sind. Er geht sogar einen Schritt weiter in dem er sagt, dass von extrem wenigen Ausnahmen abgesehen, in denen man wirklich von Gestaltung reden kann, die Formgebung genau dem Styling anderer Gebrauchsgüter entspricht, wodurch die Rolle der Architekten immer mehr ins Zwielicht gerät. Meines Erachtens hat dies eher mit den Auftraggebern zu tun, die sich zumeist aus budgetären Gründen, an gesetzlichen Minimalanforderungen orientieren und diese wiederum die rein technische Seite bedienen. Insoweit ist zu prüfen, ob dem urban lebenden Menschen dieser Zeit, genügend Modalität zur Ausdehnung seiner affektiven Kontakte angeboten wrid. Wir sollten daher im Zuge des architektonischen Diskurses die Frage stellen, ob es eine Resonanz gibt die in der Architektur nicht entstehen kann. Der hohe Anspruch an den urbanen Raum, an einen Platz, für diese mannigfachen Einstellungen und Mentalitäten sowohl Beweglichkeit wie auch Traditionalismus vermitteln zu müssen, bedingt diese Dialektik in der Großstadt Wien. Die von der öffentlicher Hand wie auch von Privaten gestalteten Räume sind es, die der Stadt ihre bewusstseinsformende, historisch vorantreibende Aufgabe verleiht. Im Übrigen meint Mitscherlich, dass die Stadtbewohner Gelegenheit haben müssen, sich selbst zu erfahren, sich in der Öffentlichkeit zum Kompromiss bereit zu finden und dennoch ihre eigene Ansicht nicht zu verraten. Auf diesem rationalen Weg kommt die Sache der Gesamtheit voran.[Mitscherlich 1965] Denn im Wesentlichen beschreibt es eine Momentaufnahme der gesellschaftlichen Situation. Daher ist dieser Diskurs stetig zu führen um auch früh genug auf veränderte Bedürfnisse reagieren zu können. Dies gilt auch für die Stadt Wien, ob sie als gelungen oder misslungen, kultiviert oder trübsinnig betrachtet wird, weil sie daran gemessen wird, ob es in ihr eine Resonanz gibt, die sich in der Lebensqualität wiederfindet. Als gesichert gilt, dass die Baugeschichte der Stadt Wien immer ein Ausdruck von Gruppen und ihrer Machtentfaltung ist. Insoweit könnte man einen Lösungsansatz formulieren, der die in dieser Stadt lebenden Menschen mit einem unsichtbaren Band zu verknüpfen versucht.
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